„Wenn du traurig bist oder Angst hast oder einfach jemanden zum Reden brauchst, ist dein Replika für dich da – 24/7“ – das ist die Werbung des amerikanischen Unternehmens Replika, dass von der Programmiererin Eugenia Kuyda gegründet wurde.
Die künstliche Figur, die als persönlicher Freund, Coach und Ratgeber fungieren soll, kann man sich nach eigenen Wünschen zusammenstellen und mit ihr kostenlos kommunizieren. Auch eine Variante „romantischer Partner“ steht zur Auswahl – ist aber kostenpflichtig.
Je länger und öfter man mit dem Chatbot „spricht“, desto genauer kann dieser auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse eingehen. Ziel ist es, eine „persönliche“ Beziehung aufzubauen. Das mag für die Nutzer als Vorteil erscheinen, tatsächlich aber übergeben sie intimste Daten an ein Unternehmen, dass dazu auf seiner Website angibt, dass die Chats mit keiner anderen Firma geteilt und persönliche Daten nicht verkauft würden. Die Frage ist: wer kann das überprüfen?
Tatsächlich kann der Austausch mit einem Chatbot Menschen im therapeutischen Bereich helfen, freier zu kommunizieren, da kein wirkliches Gegenüber am anderen Ende der Leitung sitzt, das evtl. ablehnend reagieren würde. Dies kann dazu führen, dass später auch der Austausch mit wirklichen Menschen leichter fällt.
Die Gefahren dieses Angebots liegen aber natürlich auf der Hand: Nutzer können sich leicht in dieser Pseudo-Welt verlieren, gerade Menschen, die ohnehin schon unter Beziehungsstörungen leiden. Sie fühlen sich in solchen alternativen Realitäten eventuell wohler als in der echten Welt. Der persönliche Replika gibt keine Widerworte, ist nie sauer und antwortet immer innerhalb weniger Sekunden. Auch vergisst der Replika nie etwas.
Man wird im Prinzip dazu angeregt, eine Beziehung mit Replika aufzubauen.Insbesondere Kinder und Jugendliche, die oft gar nicht unterscheiden können, ob eine Information von einem Roboter oder einem Menschen kommt, sind einem hohen Risiko ausgesetzt.
Replika entspricht aber wohl dem Zeitgeist – laut einer Umfrage der Gesellschaft für Informatik glaubt jeder Fünfte in Deutschland, dass es in Zukunft normal sein wird, sich in KI-Maschinen zu verlieben. In der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen denkt das wohl sogar jeder Dritte.